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Vexierbilder

Früher hielten Zeitschriften auf ihren letzten Seiten Rätsel- und Unterhaltungsrubriken bereit. Dazu gehörten auch Suchbilder. Da galt es, unmerkliche Unterschiede zwischen Original und Fälschung zu finden.

Diese Suchbilder waren Attraktionen der Unterhaltung zu Zeiten der Fernsehlosigkeit, als es noch Meckis Abenteuer und Jimmy, das Gummipferd [1] gab.

Eine andere Art Suchbilder sind Vexierbilder. Sie locken einen immer wieder auf neue, falsche Fährten. Kaum ist eine Spur optisch erfasst, entgleitet sie beim nächsten Wimpernschlag schon dem Auge und dem Verstand und verwandelt die gesamte Szenerie. [2]

Umgekehrt gibt es Bilder, deren zweite, scheinbar unsichtbar unterlegte Ebene sich nicht leicht erschließt. Es bedarf der Entspannung des Augenmuskels. Man muß durch das vordergründig sichtbare Bild hindurchschauen und seinen Blick in die Ferne richten, und es entsteht, wie auf dem Grunde eines klaren Wassers, eine anderes Bild. Man erlebt eine Art von Magie, wenn man sich der Ergründung dieser eintönigen Ornamente hingibt. Wie von Zauberhand tut sich hinter einem ungegliederten, schon verschwimmenden Vordergrund eine neue, vielschichtig dimensionierte Ebene auf. So funktionieren die Bilder des Stereoskops, des “Magischen Auges” [3].

Was ist ein Vexierbild? Das veraltete Verb vexieren bedeutet “durch Necken quälen”. Es kommt von lateinisch vexare, quälen, peinigen. Die Qual liegt in der Irreführung der Augen. Man kann buchstäblich seinen Augen nicht mehr trauen. Der Verstand versagt darüber. Weder vermag er, das flüchtige Bild zu festzuhalten, noch sein beliebiges Umschlagen zu verhindern, noch das andere, verborgene Bild willentlich wieder hervortreten zu lassen.

Auch das Wort “Fixierbild” könnte man in Betracht ziehen, denn Fixieren ist ein Teil dieses Vorgangs: Man fixiert das Bild starr und unverwandt, um das gleichsam negative Bild zu erzeugen.

Eine weitere Art der Vexierbilder sind die kunstvoll verschlungenen Bilder, die zunächst nur wie eine komplizierte räumliche Darstellung wirken, bei genauerer Betrachtung rekursiv zu einem selbstbezüglichen visuellen Labyrinth werden. Dann geraten sie zu einem schwindelerregenden, gleichzeitigen Oben und Unten, Auf und Nieder, Vorwärts und Rückwärts, Vorn und Hinten. Protagonisten dieser Gattung sind die Bilder von M.C. Escher, die Hofstadter in seiner Verknüpfung Gödel, Escher, Bach – Ein Endloses Geflochtenes Band [4] vorstellt, Bilder des Zeichners, in die man sich versenken kann, ohne je an ein Ziel zu kommen.

[1] Wikipedia – Mecki
      Wikipedia – Jimmy das Gummipferd

[2] Wikipedia – Penrose-Dreieck

[3] Wikipedia – Stereogramm

[4] Google – Bilder M.C. Escher

Gunhild Simon
Mrz 28 2010

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