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Von Kapuzinen, Kapuzinern und Cappuccino – von Kapern und Prisen

Kapuzinermönche tragen ihren Namen wegen der Kapuzenkutten. Die Kapuziner gehören zum Orden der Franziskaner, einem römisch-katholischen Mönchsorden. Kapuze heißt italienisch cappuccio. Die Verkleinerung lautet folglich capucino. Danach ist allerlei benannt.

Der Cappuccino, eine Kaffeespezialität mit einem Klecks aufgeschäumter Milch gekrönt, trägt diesen Namen – “Kapüzchen” – weil die Milchschaumhaube kunstgerecht in einer Spitze endet.

Kapuzinen sind einjährige Gartenblumen mit langen Ranken und vielfarbigen Blüten in unzähligen Rot-Gelb-Tönen. Die Blüte der Kapuzinerkresse richtet ihren Blütenkelch wie ein aufwärtz schauendes Gesicht zum Sonnenlicht. Der Blütenboden endet in einer zierlich gebogenenen Spitze, die den Eindruck einer kleinen Mönchskapuze vollendet. Die Blüten sind wie die Blätter eßbar. Sie haben einen leicht pfeffrigen, pikanten Geschmack und sind ein wahrer Augenschmaus im Salat. Sie sind anspruchslos und stehen bis zum ersten Frost in unermüdlicker Blüte, man kann sie pflücken und den Tisch damit schmücken. Die erbsengroßen Samen kann man sammeln und als Saatgut aufbewahren. Einen Haken haben die anspruchslosen Schönen: Sie werden unweigerliches Opfer von Scharen der schwarzen Blattlaus, die auch vor ihren wohlriechenden Blüten nicht haltmachen. [1]

Kapuzineräffchen sind geschickte Primaten, die sozial organisiert sind. Ihre Hände haben die Fähigkeit zur Daumenopposition. Dadurch können sie Steine und Stöcke als Werkzeuge gebrauchen. Sie tragen ihren Namen, weil einige “behaubte” Arten einen auffälligen Schopf haben, der an eine Möchskapuze erinnert. Allen Kapuzineraffen ist eine kontrastfarbige Kopffärbung gemeinsam. [2]

Kapern sind kleine, in Salz und Essig dagegen eingelegte grüne Blütenknospen, die wie Olven erst durch diese Verarbeitung bekömmlich und schmackhaft werden. Sie stammen nicht von der Kapuzinerkresse, sondern von einem Strauch, der in den Mittelmeerländern gedeiht. Als besonders fein gelten die allerkleinsten. Die großen, gestielten dagegen sind keine Knospen, sondern die Früchte des Kapernstrauchs, die in der gleichen Weise behandelt werden, aber gröber und körniger wegen der darin enthaltenen Samen schmecken. Kapern verdanken ihren Namen dem griechischen Stammwort kápparis, lateinisch capparis, was zu französisch câpre und italienisch cappero wurde. Man erkennt daran die lange kulinarische Tradition von Kapern, zurückverfolgbar bis in die Bronzezeit. [3]

Kapern einer ganz anderen Art ist das Kapern eines Schiffes. Kaperfahrer waren von der Regierung beauftragte Seeräuber. So warb die englische Krone Sir Francis Drake an, um spanische Handelsschiffe auszurauben und die Seemacht Spanien zu schwächen. Die Seeräuberei war also nicht einfach Freibeuterei, sondern ein “Kaperbrief” ermächtigte zur Prisenfahrt, der Einnahme eines Schiffes durch Entern, Ausrauben, Versenken. [4]

Jetzt stellen sich wiederum Fragen zur Worterklärung. Das Verb kapern bedeutete früher “ein Schiff aufbringen”. Ihm zugrunde liegt das heute unübliche Wort Kaper, m. Der Kaper war ein ‘privates, bewaffnetes Schiff in Handelskriegen, das mit einer staatlichen Vollmacht feindliche Schiffe erbeuten darf’. [5] Das Wort ist eine Substantivierung des niederländischen kappen, Seeräuberei treiben. Danach war der Kaper das Kaperschiff sowie der Kaperer, der Freibeuter.

Die Prise ist ein französisches Wort. Das Verb dazu ist prendre mit der Partizip-II-Form pris, prise, genommen. Prise bedeutet “Nahme”, Einnahme, Übernahme eines Schiffes, Einnahme von Schnupftabak – “eine Prise nehmen” – und die Menge eines Mehls, das man zwischen Daumen und Zeigefinger nimmt, “eine Prise Salz”. Die Prise ist nicht zu verwechseln mit der Brise. Das ist zwar auch französisch, und sogar nautisch anmutend, bedeutet aber Seewind, geläufig in der Wendung “Es kommt eine steife/ starke/ leichte Brise auf.” Das dazugehörige Verb lautet briser, brechen, zerbrechen.

[1] Ich mache mir die Mühe, allen Anfängen zu wehren und den Läusen schon im Keim den Garaus zu machen. Vielleicht hilft auch Chemie oder grüne Seife.

[2] Bei der gehaubten Artengruppe bilden die Haare auf der Oberseite des Kopfes einen auffälligen Schopf, bei den anderen nicht, häufig ist aber auch hier die Kopfoberseite kontrastierend gefärbt. Ihren Namen verdanken sie dieser Färbung, das den Kutten des Ordens der Kapuziner ähneln soll.
Wikipedia – Kapuzineraffen

[3] [Die Kapernknospen] werden zunächst einen Tag gewelkt und anschließend in Salzlake und Essig eingelegt. Dabei entstehen Caprinsäure und Senfölglycoside, die den Kapern ihren würzig-pikanten Geschmack verleihen.
Wikipedia – Kaper

[4] Kapern ist ein Lehnwort aus dem Friesischen, das über die niedersächsische Sprache und das Niederländische in die Deutsche Sprache gelangte. Es bedeutete zunächst Freibeuterschiff, später auch Freibeuter und ist abgeleitet von kapia (kaufen), vielleicht auch von kapen (Ausschau halten, auflauern) oder vom lateinischen capere (fangen).
Wikipedia – Kaperbrief

[5] zit. nach Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch

Gunhild Simon
Okt 13 2012

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