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Wählen oder nicht?

Eine kleine Kritik zu Oliver Janichs Film über das Wählen

Oliver Janich hat ein Filmchen gemacht zum Thema Wahl: "Die Nichtwähler-Kampagne: Kult oder Gehirnwäsche?" 
http://www.youtube.com/watch?&v=EVyzFrN4xzU
http://www.oliverjanich.de/die-nichtwahler-kampagne-kult-oder-gehirnwasche/
 
Dazu möchte ich einige Anmerkungen machen. 
 
Hallo Herr Janich! 
 
Ich bin selbst einer, der seit einigen Jahren den Wahlzirkus, wie er hier betrieben wird, ablehnt. Ich bin dafür, die Stimme nicht abzugeben sondern sie zu erheben, bei jedem Übergriff des selbsternannten Rechtsstaates. 
 
01:38
[Wähler sind Gewaltverbrecher]
Wer wählt oder sich für Wahlen einsetzt, der unterstützt prinzipiell die Herrschaft einer Mehrheit über eine Minderheit. Ist das nicht unlogisch? Herrscht eine Mehrheit nicht schon durch die Machtverhältnisse über die Minderheit? Sicher tut sie das, sie braucht aber eine Rechtfertigung für ihr Handeln und will die Minderheit von den realen Machtverhältnissen ablenken. Die Wahl verschafft genau diese Rechtfertigung. Wähler unterstützen also Gewaltverbrecher. 
 
Ich kannte das Argument vorher nicht, es ist aber richtig im Sinne von Unterstützung für Gewaltverbrecher. Es ist auch Anstiftung zur Gewalt. Was soll denn mit Menschen geschehen, die sich der Mehrheit nicht beugen, die anderer Meinung sind? Das Mehrheitsprinzip ist also problematisch. Es ist Gewalt, wenn man den Freiraum für die Minderheit nicht läßt. 
 
01:42
[zwei Augen im Kopf, aber blind]
Daß Wähler nur für die Rechtfertigung von Gewalt da sind ist klar zu erkennen, man muß nur sehen lernen. Was will man denn wählen? Pest oder Cholera? 
 
01:50
[Wähler sind dumm]
Sie haben keine Alternative. Sie können nur das etablierte Wahlverfahren anerkennen oder ablehnen. Sie erkennen es schon durch ihre Teilnahme an. Wähler sind also mit dem Verfahren einverstanden oder sie haben die Fragestellung nicht durchblickt. Im letzten Falle sind sie uninformiert, haben nicht nachgedacht, sind, landläufig ausgesprochen, dumm. 
Warum veranstalten wir nicht mehrere Wahlen und wählen so auch zwischen Wahlverfahren? 
 
01:58
[will gewählt werden] 
Sicher, wer sich dem Parteienzirkus anschließt, der muß auch das Spielchen mitspielen. Man sollte sich schon vorher überlegen, ob der Weg, den man einschlägt, Erfolg haben kann. Die Parteien hier werden auf Einheitspartei gebürstet. Wer einen Neuanfang will, der kriegt die Nazikeule drübergezogen, wie jetzt die Alternative für Deutschland. 
 
02:23
[logische Argumente fehlen]
schaun mer ma
 
05:08
[die Grundsätze der Logik erklären]
So einfach ist die Welt nicht. Logische Ableitungen gelten nur unter den Bedingungen, unter denen sie abgeleitet wurden. Man kann einfache Prämissen finden und einfache Ableitungen machen. Diese sind in der realen Welt meist unbrauchbar, weil diese kompliziert ist und Bedingungen erhält, die von den Prämissen nicht erfaßt werden. Die Mathematik löst das Problem einfach, sie setzt sich Axiome. Wiederum gelten Ableitungen nur unter den Voraussetzungen. 
Auch für die reale Welt könnte man leistungsfähigere Prämissen finden, Prämissen, die mehr über die Welt aussagen. Die findet man aber nicht durch willkürliche Ansätze irgendwo in der Welt sondern durch Verstehen der Evolution. Die lebendige Welt kann man nur durch Verstehen ihrer Entwicklung verstehen. Welch ein Wunder! Das ist aber ein anderes Thema. 
Also, die richtigen Prämissen sind das Problem. 
 
05:53
[Prämisse: Gewalt ist unmoralisch]
Problem; eine Prämisse bezieht sich auf den Gummibegriff Moral. Dieser wird nicht erklärt. Axiome gibt es nur in der Mathematik, aber tolerieren wir das mal. Das sich ergebende Problem wird vom Tisch gewischt mit der Bemerkung, wer das nicht anerkennt, "mit dem kann man nicht weiterdiskutieren". Das erste Bein ist also schon wackelig, in einer Art, wie ich sie oben befürchtete. 
 
06:22
[Prämisse: Staat bedeutet Gewalt]
Gut gewählt, richtig, das Problem der Gewalt der Mehrheit, die nur noch eine Rechtfertigung braucht. Macht ist primär, Moral nur sekundär, ist nur Rechtfertigung. 
 
06:52
[Ableitung]
Prämisse: Gewalt ist unmoralisch 
Prämisse: Staat übt Gewalt aus 
Ableitung: Staat ist unmoralisch 
Nun, viel Aufwand um nichts. Hat man hier passende Prämissen gesucht, um ein Ergebnis zu bekommen? Der Gummiparagraph Moral beweist das. Ohne klare Definition wird das nichts. Moral ist nicht definierbar, so nicht. 
Ein Ausweg wäre ein Verständnis der Evolution, denn auch Moral hat sich entwickelt. Leider versucht das keiner, da vielen die Ergebnisse nicht schmecken würden. 
 
Wir empfinden Gewalt als Eingriff in unsere Angelegenheiten und belegen das gern mit der Eigenschaft unmoralisch. Das ist alles, was dahintersteckt. 
 
Ergebnis:
Der Staat ist eine unmoralische Organisation. 
Da passiert genau das, was ich oben befürchtete, Ableitungen werden unzulässig verallgemeinert. Der Begriff Organisation wird kaum hörbar in die Ableitung geschleppt und im Ergebnis präsentiert. 
Immer wieder die gleichen Fehler unter der Überschrift Logik. 
 
Mit dem unmerklich eingeschleppten Begriff Organisation geht es auch gleich weiter, Sie ziehen über die Mafia her. 
 
Die Parallele zwischen Mitglied eines Staates und Mitglied der Mafia hinkt auch. Wer sagt denn, daß man der Mafia nur freiwillig beitritt, und daß man beim Beitritt sämtliche Folgen und Konsequenzen überblickt? Wer sagt denn, daß ein Beamter bei seiner Verdingung sämtliche Konsequenzen überblickt? 
Ja, eine Zwangsmitgliedschaft in einem Staat ist daher grundsätzlich abzulehnen. Deshalb ist auch ein Wahlzwang abzulehnen, ebenso grundsätzlich. 
 
Die Teilnahme an der Mafia macht unmoralisch, die Teilnahme an einer Wahl, die der Staat veranstaltet, nicht? Komische Logik! Das ist doch beides freiwillig. 
 
08:42
[die behaupten, daß Wählen unmoralisch ist]
Wenn der Staat unmoralisch ist, ist dann nicht die Unterstützung seiner Rechtfertigung ebenso unmoralisch, Herr Janich? Ist das jetzt vielleicht eine unmoralische Logik? 
 
09:10
[Wähler einer libertären Partei will die Gewalt des Staats reduzieren]
Diese Aussage ist weder eine Prämisse, noch wird sie abgeleitet. Statt dessen wird auf Steuersenkung abgestellt, wieder ein neuer Begriff, der nicht erklärt oder definiert wird. So wird das nichts mit der Logik. 
 
09:30
[indem ich an der Wahl teilnehme legitimiere ich den Staat]
Falsch? Nein, richtig! 
Machen wir doch zu Abwechslung mal ein Beispiel aus dem richtigen Leben. Es klingelt, ein Verbandsvorsitzender steht vor der Tür. Er sagt: "Ihre Wiese fällt schräg ab zum Dorfbach. Wir haben ausgerechnet, daß Sie für diese Wasserbelastung 44.833,87 DM zahlen müssen. Zahlen Sie bar? Helle Aufregung. Nur die Oma, die das Begleitschreiben gelesen hat, bewahrt einen kühlen Kopf und weiß eine Lösung. Unten steht doch klein gedruckt, daß auch eine Stundung und Ratenzahlungen möglich sind. "Na, dann machen wir doch das" – und alle sind zufrieden. 
Wer mitspielt, der erkennt an. 
 
Legitimiere ich den Staat etwa, indem ich seine Luft atme? 
 
Man sollte schon unterscheiden können, was Spielchen zur Legitimation sind und was nicht. Atmen fällt nicht darunter, Wählen schon. Wenn es dem Staat einfällt, sämtliche Leitplanken zu vergolden, was machen Sie dann, Herr Janich? Es finden sich sicher Experten, die das empfehlen, sogar Sicherheitsexperten. 
 
09:44
[Gewalt reduzieren]
Schwangerschaft minimieren, verstehe schon 
 
10:12
[Moral versus clever]
Ist der Staat vielleicht nur clever? 
Die Diskussion über Moral bringt nichts, solange man diese nicht definiert und nicht erklärt. 
Also, zu versuchen, sein Freund zu werden, um ihn zu übertölpeln wäre zumindest verräterisch. 
Also, verräterisch gleich clever? Libertäre Partei gleich Verräter am Staat? Ups, sorry, da wollten Sie sicher nicht hin. Schweigen wir lieber... 
 
10:44
[die Logik ist damit abgefrühstückt]
Gott sein Schrank! 
 
12:27
[freie Entwicklung korreliert mit Wohlstand]
ja
Genau deshalb wollen wir ja Freiheit und lehnen Reglementierung ab. 
Man kann natürlich Menschen wählen, die nicht reglementieren. Wie erkenne ich die, und, werden die später zu Reglementierern? 
 
Die Freiheit wird durch Druck aus dem Inneren einer Gesellschaft größer, nicht unbedingt durch Wahlen. Sicher, man kann Parteien wählen, die die Freiheit wenig einschränken. Aber was wählen die Wähler? Ihre eigene Knechtung wählen sie, weil sie von den machthabenden Parteien beeinflußt werden. Man sieht, die Sache funktioniert prinzipiell nicht. Faul ist nichtmal die Wahl, sondern tiefer, der zählende Ansatz, die Demokratie, oder das, was als Demokratie verkauft wird. Jede Wahl, aus der Zwang resultiert, ist unmoralisch und sollte als illegitim gebrandmarkt werden. Eine Demokratie, wenn sie möglich wäre, muß Grenzen haben, an der Gewalt gegen die Minderheit. 
 
13:17
[irgendjemand wählt die aus, die sich da oben hinsetzen]
Irgendjemand bestimmt, wer auf die Liste kommt, wer zur Wahl steht. Es ist so vertrackt wie mit dem Wahlessen, essen Sie mal etwas, was man nicht auswählen kann, Herr Janich. 
 
14:16
[Emotionen]
Nein, nicht die Emotionen, die Logik. Sich nicht auf das Legitimationsspielchen des Staates einlassen, das ist es. 
 
14:20
[welche Emotionen]
Mitrennen in der Masse, alle gehen wählen, ich auch. Gruppenzwang ist auch Gehirnwäsche. 
 
[liberale Partei wählen]
Wie soll denn ein Erfolg zustandekommen, wenn nur ein paar Prozent der Bevölkerung das Spielchen durchschauen und davon nur ein geringer Teil freiheitlich orientiert ist und wenige davon wählen gehen? Da sollte man doch nicht am kleinsten Parameter herumdrehen sondern die Realität sehen. 
 
[Erfolg liberaler Politik]
Das Abschaffen eines Gesetzes ist politisch wesentlich aufwendiger als das Durchsetzen eines neuen. Wie soll dann liberale Politik im bestehenden System funktionieren? Sie funktioniert nicht, sehen Sie sich die FDP an. 
 
28:54
[Sozialismus selbstreferentiell]
Nein, ohne Bezug zu der realen Entwicklung ist auch der Sozialismus nicht existent. Der Gedanke soll sich ja aus der Klassentheorie ableiten. Genau kann das nur keiner erklären. 
 
31:26
[Wenn Wahlen was ändern würden, dann wären sie verboten]
Das stimmt schon, es gibt genug Staaten, da wird gefressen, was auf den Tisch kommt, da wird nicht gemeckert oder gewählt. So gesehen sind Wahlen ein Fortschritt. Aber die herrschenden Gruppen haben sich mit der Wahl arrangiert. Die Wahl ist nicht mehr verboten, sie ist sinnlos geworden, weil nur gleiche Genossen zur Wahl stehen oder in kritischen Situationen so lange gewählt wird, bis es paßt. Kommt doch einmal ein unliebsames Ergebnis zustande, dann kann man Gesetze ignorieren, hat Gerichte, die das geschriebene Recht passend verdrehen, konstruiert Ausnahmen, verschiebt Termine, verschiebt Gesetzgebung... 
Wahlen helfen also nur, wenn es was auszuwählen gibt; wenn sie keine Gewalt gegenüber der Minderheit legitimieren; wenn Information, Meinung und Wissenschaft frei sind; wenn keine auf die Wahl bezogene Gehirnwäsche stattfindet; wenn jede Partei sich zur Wahl stellen kann; wenn jede Partei die gleiche Öffentlichkeit bekommt; wenn die Damen und Herren Wähler sich der Mühe unterziehen, nachzudenken; wenn nach der Wahl die Machtpositionen die Anzahl der Wähler widerspiegeln, wenn Parteien nicht zum Zwecke der Zerstörung unterwandert werden... – dann können wir nochmal drüber reden. 
 
31:42
[solange man wählen kann sollte man die Situation nutzen]
Wer mitspielt stimmt zu, siehe oben
In einem fairen Spiel ja, in einem unfairen Spiel nein – klar?
 
31:50
[Zentralbanken]
Wurde hier nicht über die Köpfe der Wähler entschieden? EURO, EZB und der ganze Klüngel – eine Wahl gab es nicht, weil das zu erwartende Ergebnis nicht stimmte. In Irland, zweimal abgestimmt, bis es paßte. In einem solchen Spiel soll man mitspielen? Selber schuld! 
Und, was lernt uns das? Man veranstaltet nur eine Wahl wenn sich ein passendes Ergebnis ankündigt. Man ändert die Spielregeln wie es beliebt. 
 
[rationaler Wähler]
Der liberale Wähler versucht, den Schaden Staat zu begrenzen. Das ist der Irrtum, er schafft es nicht, er bildet es sich nur ein. Die Faktenlage beweist, daß liberal eine kleine Randgruppe ist, die nichts erreichen kann, noch dazu unter der Randbedingung, daß das Abschaffen eines Gesetzes politisch wesentlich aufwendiger ist als das Machen eines neuen. Der Gesetzeswust wird also zunehmen, egal was ich wähle, und ob ich wähle. 
Rational ist nur der Nichtwähler. Er hat eingesehen, daß eine Wahl unter den jetzigen Bedingungen keinen Fortschritt mehr bringt. Er ist sogar rational genug, sich das einzugestehen und nicht auf das Schauspiel der etablierten Parteien hereinzufallen, sich zu disziplinieren. 
Der sozialistische Wähler ist am irrationalsten! Sozialismus läßt sich nach Marx & Co. nur über eine Revolution erreichen. Sie verwechseln Sozialismus und Sozialdemokratie. Das macht nichts, das passiert vielen. 
 
Nicht wählen kann erreichen, daß über Wählen, Wahl und Demokratie nachgedacht wird. Das hat es schon erreicht. Der erste Erfolg ist da, das dokumentieren Sie mit Ihrem Video. Nun muß die Wahlverweigerung noch dafür sorgen, daß es wieder faire Wahlen gibt, die Punkte habe ich oben aufgezählt unter 31:26. Nicht wählen ist also rational und, wie wir sehen, erfolgreich. 
 
Eine Wahl ist eine Fragestellung. Die Qualität der Fragestellung ist entscheidend. Jede vernünftige Fragestellung müßte den Punkt erhalten, der es erlaubt, diese Fragestellung abzulehnen. 
Schlagen Sie Ihre Frau noch?
[ ] ja 
[ ] nein 
[ ] Das ist keine akzeptable Fragestellung 
Fehlt der dritte Punkt, so kann man den dritten Punkt nur ankreuzen, indem man sich dieser Wahl versagt. Man negiert die Fragestellung, die Wahl. 
 
Welche Partei wollen Sie? 
[ ] ABC 
[ ] XYZ 
Was unterstellt dieser Wahlzettel? Was fehlt? 
[ ] keine von beiden 
[ ] Ich lehne dieses Wahlverfahren ab 
 
Mehr Freiheit durch Wahl geht also nicht. Eine Revolution will keiner, abgesehen davon, daß Kaputtkloppen noch keine Lösung bringt. Eine Lösung muß also vorher her. Man muß sie dann durchsetzen können. Sie muß fehlerfrei sein... 
Es gibt eine Lösung, die, die die Natur immer wählt, wenn etwas in der Sackgasse steckt, das Schwärmen, oder der Neuaufbau. Ein Teil der Gesellschaft baut eine neue Gesellschaft auf und verabschiedet sich von der alten. 
 
Das ganze Dilemma kann auch ein minimaler Staat lösen, ein Staat, der aus dem Notwendigsten besteht und der so die Spannungen in der Gesellschaft minimiert. Nur, Macht- und Postengier und Ausbeutung blähen den Staat bis zu seiner Existenzgefährdung auf. Eine gute Verfassung muß ihn schlank halten. Das ist ein vernünftiges liberales Ziel, und nur das. 
 
Wahlen kanalisieren die Unzufriedenheit auf Stimmzettel, auf ein untaugliches Mittel, sich gegen staatliche Übergriffe zu wehren. 
 
Liberal und Wahl, liberal und Demokratie sind immer unvereinbar, wenn daraus Gewalt gegen eine Minderheit resultiert und damit gerechtfertigt werden soll. Eine wirkliche Demokratie muß die Minderheit als Teil des Demos respektieren. Dann kollidiert liberal auch nicht mit Demokratie.
 
Herr Janich, Respekt und Dank für Ihre Arbeit! Dies hier soll nur eine Antwort auf Ihr Video sein, keine generelle Kritik. 
 
Gruß
Carsten Thumulla
 
Roßlau, den 20.4.2013 

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