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Was bedeutet Konjunktiv?

Der Konjunktiv ist ein Modus. Modus heißt Art und Weise und bezieht sich auf die Aussageart des Verbs. Durch den Modus wird angezeigt, wie die Aussage zu verstehen ist. So ist eine Aussage als wirklich darzustellen oder als möglich. Daraus ergeben sich die beiden Gegenbegriffe Indikativ und Konjunktiv. Neben ihnen steht noch als dritter Aussagemodus der Imperativ. [1]

Jede Indikativform kann auch parallel im Konjunktiv ausgedrückt werden. Jedoch hat die Unterscheidung in Konjunktiv I und Konjunktiv II keine zeitliche Bedeutung. Die beiden Konjunktivgruppen definieren sich nur aus ihrer Bildung. [2] Der Konjunktiv sagt etwas über den Kontext aus. Seine Domäne ist die Wiedergabe der Irrealität, der Nichtwirklichkeit.

Indikativ, von lateinisch indicare, anzeigen, Anzeigefall oder -form, heißt auf Deutsch Wirklichkeitsform. Der Komplementärbegriff dazu ist die Möglichkeitsform. Deren grammatischer Fachterminus ist Konjunktiv. Darin steckt das lateinische Verb coniungere, verbinden, ein Hinweis auf die kontextuelle Abhängigkeit, in der sich der Konjunktiv bewegt.

Tatsächlich hat der Konjunktiv im Deutschen zwei unterschiedliche Funktionen. Die terminolologische Unterscheidung zwischen Konjunktiv I und II dient aber nicht dazu, unterschiedliche Zeitebenen von Dauer oder Vollendung charakterisieren.

Der Konjunktiv I dient in erster Linie dem Ausdruck indirekter Rede [3]. Am geläufigsten sind die Formen der Hilfverben sein, haben und werden sowie der modalen Hilfsverben können, sollen, müssen, dürfen, wollen, mögen, brauchen. Modalverben treffen eine modale Aussage.

Daneben stehen formelhafte Wunschsätze [4] im Konjunktiv I.

Der Konjunktiv II wird vor allem gebraucht, um mögliche oder unmögliche Inhalte zu kennzeichnen. Man unterscheidet Möglichkeit, Potentialis, und Nichtwirklichkeit, Irrealis. [5] Er markiert auch die Bedingungen im Konditionalsatz. Ein Konditionalsatz, von lateinisch conditio, Bedingung, ist häufig durch Konjunktionen, wenn oder falls, eingeleitet. Je nachdem, ob sie Indikativ oder Konjunktiv nach sich ziehen, unterscheidet man nach potentiellem und irrealem Bedingungssatz. [6] Durch den Indikativ drückt man reale Bedingungen aus. Auch irreale Wunschsätze stehen im Konjunktiv II. [7]

Das Charakteristische am Konjunktiv ist, dass er nicht unabhängig existiert. Seine Aussagen sind definiert durch das Verhältnis zu einer anderen Ebene, der der Wirklichkeit, die mehr oder minder explizit dabei in Erscheinung tritt. Dieser Bezug ist der Ursprung des Begriffs selbst. Damit soll einer spezifischen Beziehung Ausdruck verliehen werden: Der Konjunktiv, coniunctivus, ist ein satzverbindender Modus. Folglich ist er erst sinnvoll, sobald er in einen Satzkontext eingebunden ist.

[1] blog.institut1: Imperativ - ein unscheinbarer Modus

[2] blog.institut1: Wie Konjunktivformen gebildet werden

[3] Er sagt, er sei krank, könne nicht arbeiten, habe Fieber, müsse das Bett hüten, werde sich wieder melden.

[4] Sei’s drum! Gebe Gott! Gott behüte! Ruhe er in Frieden! Möge sie glücklich werden!

[5] Ich hatte gehofft, Du wärest einsichtiger. Ich dachte, er hätte sich verletzt. Ich habe angenommen, du könntest mir helfen. (Es trifft aber nicht zu.)

[6] Potentialis: Gingest du schneller, könnten wir pünktlich sein. Irrealis: Wärest du schneller gegangen, dann hätten wir pünktlich sein können.

[7] Wärest du doch gekommen. Lebte er doch noch! Könntest Du das nur erleben!

Gunhild Simon
23.06.2009

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