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Was ist ein Attribut?

Die Grammatik teilt sich in zwei große Stränge. Der eine beschäftigt sich mit den Wortarten wie Verb, Substantiv, Adjektiv, der andere mit dem Satzbau, der Syntax. Die Syntax handelt von der Gliederung und Funktion der Wörter als Satzbauelemente.

Syntaktisch wird aus einem Verb in Form des finiten, des mit einer Personalendung beendeten, Verbs ein Prädikat. Das Substantiv wird je nach Funktion in einem Fall, dem Kasus, ausgedrückt zum Subjekt oder Objekt. Das Adjektiv, kenntlich an seiner Endung, wird zum Attribut eines Substantivs. Von Attributen handelt dieser Artikel.

Ein Attribut ist also keine Wortart, sondern ein ein Satzbauelement. Deshalb ist es ein syntaktischer Terminus. Es gibt Attribute in den unterschiedlichsten Satzmustern.

Attribut bedeutet in anderen Lebensbereichen “Zutat”, also eine Hinzufügung, ein Merkmal – etwa ein modisches, ein positives, ein typisches, ein besonderes, ein hervorstechendes Attribut an Kleidern, Möbeln, Autos.

Lateinisch bedeutet attribuere beigeben, zuerteilen, zuteilen, verleihen. Das aus dem Partizip II attributum abgeleitete Substantiv heißt das Beigegebene, die Beigabe.

Auch grammatisch liegt eine “Beigabe”, eine nähere Beschreibung, Bestimmung, Qualifizierung vor. Es ist eine Beziehung, die sich daher in einer Abhängigkeit ausdrückt. Dies ist natürlich eine grammatisch ausgedrückte Abhängigkeit, also eine Übereinstimmung, die sich in der Endung des Kasus zeigt.

Am deutlichsten ist das Attribut im Adjektiv erkennbar, wenn es attributiv, also bezogen auf ein Substantiv in Erscheinung tritt. Ein Adjektiv kann im Deutschen prädikativ [1], d. h. als notwendige Ergänzung zum unvollständigen Prädikat gebraucht werden, z. B. “Hier sind wir sicher.” Es kann als Adverb zur Beschreibung des Umstands, der Modalität, unter dem ein Tun oder Geschehen stattfindet, auftreten, z. B. “Wir verstecken uns sicher“. [2] Und es kann Attribut eines Substantivs sein. Dann wird es durch darauf abgestimmte Endungen gekennzeichnet, z. B. “Das ist ein sicheres Versteck.” Die Endung unterliegt der Adjektivdeklination, einem schwierigen Kapitel der deutschen Grammatik. [3]

Eine Apposition ist eine angefügte nähere Erklärung. Apposition kommt von lateinisch apponere, hinstellen, hinzufügen. Es ist also eine Hinzufügung, eine attributive Aussage, kenntlich an der Übereinstimmung des Kasus, in dem die Apposition als Attribut des zuvor genannten Substantivs steht, z. B. “Ich füttere den Kater, einen gefräßigen Gesellen.” Hier zeigt sich, dass in der Apposition als abhängigem Attribut der Kasus des Objekts, auf das es sich bezieht, wieder aufgenommen wird. Das Gleiche vollzieht sich, wenn statt als Apposition in Kommata eingeschlossen, das Attribut mit “als” gekennzeichnet wird. Diese Besonderheit in der Übereinstimmung nennt man Kongruenz.

Kongruenz wird auch verlangt bei attributiven Nebensätzen. Sie heißen Relativsätze. Lateinisch heißt relatio Berichterstattung. Das Wort drückt also entsprechend dem Fremdwort Relation, relativ eine Beziehung, einen Bezug aus aus.

Ein relativischer Nebensatz schließt mit einem Relativpronomen an. Das Relativpronomen – der, die, das und welcher, -e, -es, – kongruiert mit seinem Beziehungswort im Genus, dem Geschlecht, während die Kasusendung mit dem Prädikat des Nebensatzes korreliert. Relativsätze können auch, besonders in der Umgangssprache, mit wo, wobei, wodurchh usw., oder mit hinzugefügten Präpositionen angefügt werden: bei dem, in welchem, zu der usw. Entscheidend ist der Bezug zum Vorausgegangenen, den der relativische Anschluss herstellt.

Beispiele:

“Der Tag, der heute anbricht …” (Nominativ: Er bricht an.)
Der Kater, den ich füttere, …”. (Akkusativ: Ich füttere ihn.)
Die Mutter, der ich helfe, …” (Dativ: Ich helfe ihr.)
Das Verhalten, dessen ich mich schäme, …” (Genitiv: Ich schäme mich seiner/ dessen.*)

*Die Entscheidung zwischen “seiner, ihrer” und “dessen, deren” ist weniger grammatisch als inhaltlich zu treffen. Die letztgenannten genitivischen Pronomen deuten auf eine weitere Entfernung hin.

[1] institut1.de: Prädikatsnomen und Prädikativum

[2] blog.institut1: Was ist ein Adverb?

[3] Archiv institut1.de: Die Adjektivdeklination – fast so undurchschaubar, wie sie klingt

Gunhild Simon
Mai 18 2010

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