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Wenn heißen, machen und lassen als Hilfsverben auftreten

lassen, heißen und machen können in unterschiedlichen Bedeutungen verwendet werden. Bei diesen Verben drückt sich dies zusätzlich in der grammatischen Struktur aus.

1. als transitives Verb mit einem Objekt, also mit passivischer Option

2. in Verbindung mit einem Infintiv in der Funktion eines Hilfsverbs

Das Besondere der infinitivgebundenen Verben ist der »Ersatzinfinitiv« statt eines Partizip Perfekt mit ge-. Diese Struktur kommt vor bei Modalverben (z. B. ich habe nicht kommen können) und Verben der sinnlichen Wahrnehmung (z. B. ich habe dich kommen hören). Im zweiten Fall kann man sie auch als ACI verstehen. (lateinisch: accusativus cum infinitivo – Akkusativ mit Infinitiv)

Die folgenden Beispiele sollen dies verdeutlichen:

1. mit Objekt

heißen in der Bedeutung von nennen:
Sie heißt ihn einen Lump.
Sie hat ihn einen Lump geheißen.
Er wird (von ihr) ein Lump geheißen.

machen in der Bedeutung von jdn. werden lassen:
Sie macht ihn zum Verräter.
Sie hat ihn zum Verräter gemacht.
Er wird (von ihr) zum Verräter gemacht.

lassen in der Bedeutung von gewähren, jdm. etw. lassen:
Sie lässt ihn.
Sie hat ihn gelassen.
Er wird (von ihr) gelassen.
Sie lässt ihm die Wohnung.
Sie hat ihm die Wohnung gelassen.

Die Wohnung ist ihm (von ihr) gelassen worden.

2. mit Infinitiv

heißen in der Bedeutung von befehlen:
Sie heißt ihn kommen.
Sie hat ihn kommen heißen. (selten: geheißen)

machen in der Bedeutung von dazu bringen:
Sie macht ihn seine Ideale vergessen.
Sie hat ihn seine Ideale vergessen machen. (auch: gemacht)

lassen in der Bedeutung von zulassen:
Sie lässt ihn gehen.
Sie hat ihn gehen lassen.

In den Grammatiken wird dies nicht völlig schematisch gesehen.

Da heißen und machen mit lassen in einem Zusammenhang genannt werden, liegt die Verwendung des Ersatzinfinitivs nahe.

Eine Veränderung des Satzbaus verlangt jedoch ein Partizip.

Sie hat ihn geheißen zu kommen.
Sie hat gemacht, dass er seine Ideale verrät.
Sie hat zugelassen, dass er geht.

Einige wenige Verben bilden im Perfekt statt eines Partizips einen Ersatzinfinitiv, wenn sie sich gleich einem Hilfsverb mit einem weiteren Verb verbinden. Diese Besonderheit betrifft am augenfälligsten die Verben der sinnlichen Wahrnehmung und das Verb lassen. Bei den Modalverben kommt dies seltener zustande, da diesen Dauer oder Wiederholung bereits innewohnt. Deshalb begegnen sie uns meist in der entsprechenden Vergangenheitsform, dem Präteritum (Imperfekt).

Gunhild Simon
19. Februar 2007

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