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Wissenschaftler und Gewerkschafter

Meistens wird an den Stamm des dazugehörigen Wortes, womit man kennzeichnet, um welche Tärtigkeit es sich handelt, die Silbe -er angehängt, um eine Bezeichnung der handelnden Person oder ihres Berufs zu produzieren: Schneider, Maler, Bäcker, Jäger, Maurer, Schreiner, Bauer, Fischer, Töpfer. Einige zeigen Abweichungen, indem ein Buchstabe - /l/ oder ein /n/ - dazwischengeschoben wird. Wissenschaftler, Tischler, Häusler oder aber Redner, Gärtner, Maskenbildner, Büttner, Schaffner.

Andere gehen auf Wörter zurück, die bereits ein /l/ aufweisen: handeln - Handel, Händler, Siedlung, siedeln - Siedler, schwindeln - Schwindel, Schwindler, ziegeln - Ziegler, Ziegel , segeln - Segel, Segler, radeln - Radler.

Gewerkschafter legen Wert darauf, dass man sie nicht Gewerkschaftler nennt. Das liegt offenbar daran, dass ein /l/ schon in solchen Verben einen unseriösen Beiklang hat: werken oder werkeln, schwächen oder schwächeln, kochen oder köcheln, zischen oder zischeln. Ein Gewinner hat auf ehrliche Art den Sieg erfochten, während einem Gewinnler dunkle Machenschaften unterstellt werden.
Während einer, der etwas auskundschaftet, Kundschafter ist, einer, der eine Botschaft überbringt, Botschafter, ist einer, der forscht und Wissenschaft betreibt, Wissenschaftler. Eine Erklärung scheint mir zu sein, dass hier das Adjektiv wissenschaftlich zugrundegelegt wird, das sein /l/ aus der Nachsilbe -lich weitergibt. So gesehen, wäre ein Gewerkschaftler nicht weniger wert als ein Gewerkschafter, denn hier liegt auch ein passsendes Adjektiv vor: gewerkschaftlich.

Gunhild Simon
8.09.2008

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