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Wodurch unterscheiden sich Hauptsatz und Nebensatz?

Dem Hauptsatz steht der Nebensatz gegenüber. Sie beide beschreiben ein Verhältnis von Überordnung und Abhängigkeit. Daran lassen die Termini keinen Zweifel.

Es stellt sich die Frage, welchen Nutzen es habe, den Unterschied zu kennen.

Der Nutzen liegt für den Muttersprachler, der sich um den Satzbau keine Gedanken macht, in der sicheren Zeichensetzung, denn Haupt- und Nebensatz werden voneinander durch ein Komma getrennt. Für das Verständnis des Nicht-Muttersprachlers, der Deutsch als Fremdsprache begreift, ist dies der Kern der deutschen Syntax.

Worin liegen die Erkennungsmerkmale? Worin unterscheiden sich beide Sätze?

Im Hauptsatz steht das Verb hinter dem Subjekt vorn im Satz. Das ist jedoch eine unzureichende Beschreibung, weil der deutsche Hauptsatz vielerlei Einflüssen unterworfen ist.

Was aber unverrückbar bestehen bleibt, ist: Die zweite Satzstelle belegt immer der Teil des Prädikats, der durch das finite Verb ausgdrückt wird. Das finite Verb heißt so, weil es beendet, mit Endung versehen, von lateinisch finire, beenden, ist. Diese Endung heiß Personalendung. Da das Prädikat des Satzes jedoch aus mehr Teilen als dem finiten Verb bestehen kann, muss man dieses so explizit benennen. Die übrigen Teile – etwa zusammengesetzte Zeiten also Partizip II oder Infinitiv, trennbarer Verbteil, Infinitiv mit zu, Prädikativ, Prädikatsnomen – rücken getrennt von ihm ans Satzende.

Beispiele:

Besuch kommt.
Besuch ist heute auf dem Bahnhof angekommen. (Partizip II)
Besuch kommt morgen mit dem Zug an.
Besuch wird bald am Bahnhof ankommen. (Infinitiv)
Besuch hofft bald zu kommen. (Infinitiv mit zu)
Besuch ist immer wieder angenehm. (Prädikativ)
Besuch ist wie jede Woche mein Vater. (Prädikatsnomen)

Im Deutschen kann anstelle des Subjekts auch ein anderer Satzteil – ein Adverbial in Form eines Adverbs (Umstandworts), einer adverbialen Bestimmung (Umstandsbestimmung) oder eines Nebensatzes – an die erste Stelle rücken. Das ist eine Inversion, von lateinisch invertere, umkehren, eine Umkehrung, Umstellung des Satzmusters:

Besuch kommt heute.
-> Heute kommt Besuch. (Adverb)
-> Am heutigen Sonntag kommt Besuch. (Adverbiale Bestimmung)
-> Weil heute Sonntag ist, kommt Besuch. (adverbialer Nebensatz)

Auch ein Objekt, zwecks Betonung an die erste Stelle gerückt, kann eine Inversion bewirken, und das Subjekt verdrängen. Das finite Verb jedoch bleibt.

Wir empfangen heute Besuch.
Heute empfangen wir Besuch.
Besuch empfangen wir heute.

Ein Nebensatz unterscheidet sich vom Hauptsatz durch seine Unvollständigkeit. Seine Abhängigkeit wird durch ein Anschlusswort gekennzeichnet. Dieser Anschluss wird überwiegend durch ein Bindewort, eine Konjunktion, hergestellt. Die Unvollständigkeit ergibt sich aus der Satzstellung. Denn im Nebensatz steht das finite Verb in der Regel ganz am Ende, nur gelegentlich gefolgt von einem dazugehörigen Infinitiv.

Er geht, weil sie weint.
Er geht weil sie den ganzen Tag weint.
Er geht, weil sie geweint hat.
Er geht, weil sie weinen wird.
Er geht, weil sie zu weinen beginnt. Oder: …, weil sie beginnt zu weinen.

Gunhild Simon
Okt 16 2009

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