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Wortbildung - weibliche Pendants

Sehr beliebt ist gerade in der Sprache der Politiker, die weibliche Klientel besonders anzusprechen. Das findet seinen Ausdruck in der Bildung abstruser weiblicher Parallelbildungen durch das nachgestellte -In/-Innen: SoldatInnen, SchülerInnen, BürgerInnen, aber auch GästInnen, MitgliederInnen etc.

Es gibt in der Tat eine Anzahl von Substantiven, deren Ableitungen ein weibliches Pendant adäquat auszudrücken vermögen. Dies betrifft häufig Tiernamen. Auch mit
fremdsprachlichen Bezeichnungen wird oft so verfahren. Jedoch die überwiegende Zahl der männlichen Begriffe, die sich dafür anbieten, enden auf -er. Sie sind häufig von einem Verb abgeleitet. In der Regel stellt man es nach Bedarf durch Anfügen der Endsilbe -in her. Z. B. Hund - Hündin, Student - Studentin, Direktor - Direktorin, Lehrer - Lehrerin, Fahrer - Fahrerin, Gewerkschafter - Gewerkschafterin, Schüler -Schülerin, Meister - Meisterin, Freund - Freundin, Feind - Feindin, Kunde - Kundin, Greis - Greisin, Enkel - Enkelin, Zwerg - Zwergin, Riese -Riesin, usw.

Genauso gibt es jedoch solche, die sich diesem Prozess sperren: Fisch (Wal, Delphin usw.), Krokodil, Vogel, Tier, Mensch, Ungeheuer, Geist, Satan, Gnom, Gast, Mitglied, Kind, Ohm (und andere geschlechtsspezifische Bezeichnungen wie Vater, Sohn, Neffe, Onkel, Hengst, Stier, Hahn etc.).

Alter, Verwandter, Bekannter, Geliebter, Zivildienstleistender, Auszubildender sind dagegen Substantivierungen von Adjektiven oder infiniten Verbformen - Partizip Perfekt, Partizip Präsens, Gerundiv, die adjektivisch verwendbar sind. Deshalb entstehen hier Adjektiven entlehnte Formen: die Alte, die Verwandte, die Bekannte, die Geliebte, die Auszubildende.

Der Beamte ist die Verkürzung eines substantivierten Adjektivs. Das lässt sich erkennen an den verschieden definierten Formen bestimmte oder unbestimmte Artikel betreffend: der Beamte - ein Beamter, die Beamten - Beamte, entsprechend der Verwandte - ein Verwandter, die Verwandten - Verwandte. Genaugenommen müsste es eigentlich “Beamteter” heißen. Nur aus dieser Ausnahme lässt sich die weibliche Form erklären, die nicht “die Beamte” lautet, sondern “die Beamtin”.

Gunhild Simon
1.08.2008

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