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Zwei Fremdwörter lassen innehalten: emphatisch und empathisch

Einigen Wörtern merkt man ihren griechischen Ursprung kaum noch an. Wer denkt bei Graffiti schon an graphein, schreiben, bei knowledge an gnosis, Erkenntnis? Graffiti ist der Plural von italienisch Sgraffito, Malerei, knowledge hat auch eine lateinische Parallele, cognitio.

Bei Wörtern die stark in die Alltagssprache eingegangen sind, verzichtet man zunehmend auf die frühere, komplizierte Schreibung, wie etwa bei Telefon, Foto, fotografieren oder telegrafieren.

Dagegen geben manche Fremdwörter ihren altgriechischen Ursprung auf den ersten Blick preis. Das sind die, die ein th oder ein ph enthalten.

So wie das th uns in vielen griechischstämmigen Fremdwörtern begegnet, wie etwa theo- aus theorein - beschauen, sich in vielen Wörtern, die mit the- beginnen, spiegelt, so lässt auch ein ph diese Herkunft erkennen. Wörter mit -phil- oder -phob- zum Beispiel sagen etwas über Zu- oder Abneigung aus.

Die beiden Adjektive empathisch und emphatisch unterscheiden sich formal nur minimal, nämlich durch die Anordnung des /h/ nach /t/ oder /p/. In den dazugehörigen Substantiven wird der Unterschied deutlicher, und man kann bereits eine Ableitung herstellen.

In emphatisch steckt phasis, Phase, Erscheinung von Gestirnen, und die griechische Vorsilbe em-, in. In Erscheinung tritt jemand, dessen Auftreten nicht übersehen werden soll, der sich Gehör verschafft, indem er mit Nachdruck, nachdrücklich, etwas ausdrückt. Auch Ausdruck zeigt, dass der Aussage ein Engagement zugrundeliegt. Das dazugehörige Substantiv lautet Emphase, emphasis, Nachdruck, Ausdruckskraft.

Sympathisch und empathisch, Sympathie und Empathie, liegen semantisch, bedeutungsmäßig, nahe beieinander. Während der erste Begriff mit der Vorsilbe sym-/syn-, zusammen-, mit-, beginnt, hat der zweite em-, in, als Anfang. Daneben findet sich bei beiden das griechische Fremdwort, das in vielen Krankheitsbezeichnungen erscheint, -pathie, -leiden, Krankheit. Es hat denselben Ursprung wie Pathos. Das griechische pathos bedeutet Leid, daher auch Leiden im medizinischen Sinn. Es heißt aber auch Gemütsbewegung, ein Seelenzustand, der bei dem Wort Pathos gemeint ist. In unserem Sprachgebrauch hat Pathos einen pejorativen Anklang von übertrieben-peinlicher Anteilnahme und falschem Gefühl.

Während Sympathie gefühlsmäßige Übereinstimmung ist, ist Empathie die Einfühlung. Die dazugehörigen Adjektive lauten sympathisch, angenehm, und empathisch, einfühlend.

Gunhild Simon
19.06.2008

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